Stimmen

Montag, 19. Januar 2009

Interview mit der PFLP zu Frieden, Widerstand und Einheit in Gaza

http://www.maannews.net/en/index.php?opr=ShowDetails&ID=35054

Donnerstag, 15. Januar 2009

Kein Platz unter der Sonne

Im Gespräch: Die israelische Autorin und Menschenrechtsaktivistin Felicia Langer über einen Krieg, der die Palästinenser zur völligen Kapitulation zwingen soll *

Das folgende Interview haben wir der Wochenzeitung "Freitag" entnommen. Am Ende des Interviews befindet sich ein Hinweis auf das neueste Buch von Felicia Langer.


FREITAG: Ist die Lage in Gaza vergleichbar mit der im Libanon nach der israelischen Intervention im Sommer 1982, als die PLO in Beirut genauso eingekesselt war wie jetzt Hamas in Gaza?

FELICIA LANGER: Die Situation ist deshalb anders, weil die Kontrahenten auf Seiten der Palästinenser viel schwächer sind, als das damals für die PLO in Beirut zutraf. Außerdem gibt es im Gaza-Streifen eine Zivilbevölkerung von anderthalb Millionen Menschen, die seit Monaten unter einer Blockade leben und fast nichts mehr haben: keine Nahrung, kein sauberes Wasser, keine Medikamente. Die Lage für Gaza ist derzeit viel schlimmer als 1982 in Beirut.

Das betrifft die humanitäre Situation, aber wie verhält es sich mit der politischen, wenn man Gaza und Beirut vergleicht?

Vergleichen kann man das natürlich, aber gleichsetzen auf keinen Fall.

Warum nicht?

Weil es für die Palästinenser aus Gaza keinen Platz unter der Sonne gibt, an dem sie eine Zuflucht finden könnten. Das war 1982 anders, als Arafat mit der PLO nach Tunis ausweichen durfte. Die Palästinenser jetzt sind eingekesselt und werden wie Geiseln behandelt, die sich kaum rühren können. Außerdem ist das ihre Heimat, die sie nicht verlassen wollen.

Wir haben es auch deshalb mit einer viel tragischeren Situation als 1982 im Libanon zu tun, weil damals die Weltgemeinschaft anders reagierte und mehr Verständnis für die Palästinenser aufbrachte. Heute schweigt die Welt und sieht zu. Ich weiß, es ist fragwürdig, das zu sagen, aber manchmal hat es in meinen Augen schon den Anschein von Komplizenschaft, wie der israelischen Propaganda geglaubt wird.

Ein hartes Urteil.

Ich meine damit nicht die Öffentlichkeit vieler Staaten, die meisten Politiker schon.

Premier Olmert hat erklärt, Ziel der Operation "Gegossenes Blei" sei nicht die Vernichtung von Hamas. Welches Ziel ist es dann?

Das ist eine Lüge, selbstverständlich soll Hamas vernichtet werden, aber nicht nur das. Die jetzige israelische Regierung will das palästinensische Volk in eine Kapitulation treiben und dermaßen unterwerfen, dass jede Lösung - und sei es ein palästinensischer Staat, der nur aus ein paar Bantustans besteht - diktiert werden kann. Das heißt, die Palästinenser sollen soweit gebracht werden, in ihrer Verzweiflung und Frustration jede Lösung anzunehmen, die ihnen Israel präsentiert. Insofern erleben wir nicht nur einen Krieg gegen Hamas, sondern gegen alle Palästinenser.

Hätte Hamas nicht gut daran getan, die Waffenruhe zu verlängern, anstatt Hunderte ihrer Landsleute zu opfern?

Sie wissen, genau das sagt Mahmud Abbas. Die Wahrheit ist: Hätte Hamas die Waffenruhe bedingungslos verlängert, wäre das nutzlos gewesen. Israel hat diesen Angriff seit Monaten geplant und provoziert. Es gab immer wieder gezielte Exekutionen im Gaza-Streifen. Allein am 4. November, während in den USA gewählt wurde, tötete ein Raketenangriff sechs Palästinenser. Außerdem hätte Israel doch die Bedingung von Hamas für eine verlängerte Waffenruhe nur anzunehmen brauchen, eine überaus plausible Bedingung: nämlich den Gaza-Streifen endlich wieder zu öffnen. Aber in Jerusalem schwieg man dazu und wollte mit der militärischen auch in die politische Offensive gehen.

Wegen der anstehenden Knessetwahl.

Genau deswegen will sich Zipi Livni als Politikerin profilieren, die man auch beim Thema Krieg als Sachverständige anerkennt. Bisher war ihr das nicht vergönnt, sie war schließlich nie General, obwohl sie im Geheimdienst Mossad gedient hat. Ehud Barak wollte zeigen, dass er als Verteidigungsminister einen Feldzug befehlen kann, der nicht zu einem solchen Fiasko führt wie der Libanon-Krieg 2006. Und beide zusammen wollten sie eines sagen: Schaut her, wir sind nicht weniger wert als Netanyahu. Prompt hat Barak hohe Werte bei den Umfragen.

Sie haben es bereits erwähnt, weshalb hat der palästinensische Präsident Abbas anfangs die Hamas zur Alleinschuldigen für die Eskalation erklärt?

Sie wissen, das ist für mich als Jüdin eine sehr schwere Frage, aber ich will sie so beantworten, wie das mein Gewissen verlangt: Es war beschämend, was Abbas gesagt hat. Er hat das vermutlich getan, weil seine Animosität gegenüber Hamas so weit geht, dass er sich zwischenzeitlich als deren Totengräber sieht und diese Rolle verinnerlicht hat. Man sieht an seinem Beispiel, wie eine israelische Politik des "Teile und Herrsche!" Früchte trägt. Nun hat Abbas die Invasion verurteilt, was aber nicht genügt.

Wie beurteilen Sie die Position von Kanzlerin Merkel, die sich vorbehaltlos hinter Olmert und Livni stellt?

Für mich ist das eine skandalöse und völkerrechtswidrige Position. Auch Frau Merkel müsste wissen, dass Israel gegen die IV. Genfer Konvention verstößt, die besagt, dass eine Besatzungsmacht Fürsorgepflichten für die von ihr besetzten Gebiete und die dort lebende Bevölkerung hat - und das gilt für Gaza, solange es keinen souveränen Palästinenser-Staat gibt und Israel die volle Kontrolle über dieses Gebiet ausübt. Deutschland hat die IV. Genfer Konvention unterzeichnet und kann sich nicht einfach hinter Israel stellen, wenn dessen Regierung so handelt wie jetzt. In Wirklichkeit leistet Merkel Israel einen schlechten, um nicht zu sagen schrecklichen Dienst, sie verteilt Streicheleinheiten, anstatt zu sagen: Man muss verhandeln, auch mit Hamas.

Ist denn Hamas verhandlungswillig?

Hamas-Führer Chalid Maschal hat klar gesagt, wenn das palästinensische Volk die Zwei-Staaten-Lösung akzeptiert, wird Hamas sie auch akzeptieren. Und denken Sie an das Papier der Gefangenen, im Juni 2006 geschrieben von palästinensischen Politikern in israelischen Gefängnissen. Darin ist ebenfalls von zwei Staaten die Rede. Keiner hat dem widersprochen, auch Hamas nicht. Dies kam einer Anerkennung Israels gleich.

Hatte denn nicht auch die PLO einmal eine Charta, in der die Existenz des Staates Israel ausdrücklich nicht anerkannt wurde? Trotzdem hat man mit der PLO und Arafat verhandelt und die Oslo-Verträge geschlossen. Warum verfährt man mit Hamas nicht genauso? Stattdessen tötet die israelische Luftwaffe den Hamas-Politiker Nisar Rian mit seiner Frau und seinen acht Kindern. Und alle Welt tut so, als wäre das normal. Aber das war Mord und sollte auch so genannt werden. Die ganze Offensive ist ein Kriegsverbrechen.

Um auf die deutsche Regierung zurückzukommen, was sollte sie anders machen?

Druck auf Israel ausüben, wieder mit den Palästinensern zu sprechen. Mit der Zwei-Staaten-Lösung in den Grenzen von 1967 haben sich die Palästinenser doch zu einem gewaltigen Kompromiss durchgerungen.

Wird man sich also früher oder später wieder am Verhandlungstisch treffen?

Nicht bedingungslos, denn Israel hat gezeigt, dass es keinen Frieden will. Warum wurden nach der Konferenz von Annapolis weitere Siedlungen in der Westbank errichtet? Warum wurde die Mauer - ebenfalls auf palästinensischem Gebiet - gebaut? Das sind Tatsachen, die eine Botschaft in sich tragen: Wir reden viel über Frieden, aber in Wirklichkeit ist Frieden für uns nur eine Floskel.

Erst massiver internationaler Druck wird Israel davon überzeugen, damit auf eine Weise Schluss zu machen, dass ein lebensfähiger Staat entsteht. Leider bewirkt die deutsche Außenpolitik das Gegenteil - genau genommen leistet sie dem Krieg Vorschub. Was Frau Merkel sagt, ist nicht nur skandalös, sondern auch gegen das gerichtet, was die israelische Friedensbewegung will. Ja, Israel hat ein Recht auf seine Sicherheit, aber der Weg dorthin führt nicht über palästinensische Leichenberge.

Das Gespräch führte Lutz Herden

Felicia Langer ist Trägerin des Alternativen Nobelpreises. Im Dezember erschien bei Lamuv ihr Buch Um Hoffnung kämpfen. Es kostet 9,90 Euro.

* Aus: Wochenzeitung "Freitag", 02, 9. Januar 2009

Samstag, 10. Januar 2009

Mads Gilbert: "Wir amputieren am laufenden Band"

Seit Beginn der israelischen Bodenoffensive steigt die Zahl der zivilen Opfer stark an. Der Norweger Mads Gilbert ist einer der beiden einzigen westlichen Mediziner, die sich derzeit im Gaza-Streifen aufhalten. Gilbert berichtet Dramatisches. >>

Freitag, 9. Januar 2009

VIDEO Hintegrund: How to SPIN a Military Occupation as *Self-Defense*

http://www.youtube.com/watch?v=2mf0LFRO_Vc

Donnerstag, 8. Januar 2009

Höre Israel

Der jüdische Dichter Erich Fried veröffentlichte Ende der 60er Jahre einen Band mit Gedichten, in denen er sich kritisch mit Israel auseinandersetzt.

Höre Israel

Als ihr verfolgt wurdet
War ich einer von euch
Wie kann ich das bleiben
Wenn ihr Verfolger seid?

Kehrt um! Kehrt um!
Die euch Geld oder Waffen gaben
Werden nicht immer da sein
Um euch zu schützen

Umkehren wird nicht leicht sein:
Der Haß der Armen lebt lange
Und viele wünschen euch das
Was einst ihr euren Peinigern wünschtet

Doch euch bleibt kein anderer Weg
Euch die Zukunft zu öffnen
Wenn es nicht eine Zukunft
Der ewig Verhassten sein soll

Kehrt um! Kehrt um!
Die euch Geld oder Waffen geben
Brauchen euch nur als Söldner
Gegen die Zukunft.

Mittwoch, 7. Januar 2009

Für alle, die glauben, Israel würde zivile Opfer vermeiden wollen! III

Die Schilderung eines norwegischen Arztes aus der ersten internationalen Ärztegruppe, die in Gaza zugelassen wurden. Ein geplantes ziviles Massaker!

http://www.youtube.com/watch?v=Ev6ojm62qwA

http://www.youtube.com/watch?v=GDjthFt6EZg&eurl=http://www.opednews.com/populum/diarypage.php?did=11490

Für alle, die glauben, Israel würde zivile Opfer vermeiden wollen! II

Robert Fisk: Warum hassen sie den Westen so, fragen wir uns

Wieder einmal hat Israel den Palästinensern das Tor zur Hölle aufgerissen. 40 Zivilisten - Flüchtlinge - wurden in einer Schule der Vereinten Nationen getötet, 3 weitere starben in einer zweiten UN-Schule. Nicht schlecht für eine einzige Nachtschicht in Gaza. Es ist die Arbeit einer israelischen Armee, die an die “Reinheit der Waffen” glaubt. Warum sollten wir uns wundern?

Oder haben wir die 17500 Toten der israelischen Libanoninvasion, 1982, schon vergessen? Fast alle waren Zivilisten, Frauen und Kinder. Oder denken wir an die 1700 palästinensischen Zivilisten, die bei den Massakern in Sabra und Schatila massakriert wurden. 1996 wurden in einer UNO-Basis in Kana 106 libanesische Flüchtlinge, Zivilisten, getötet - mehr als die Hälfte waren Kinder. Oder denken wir an die Menschen, die aus dem libanesischen Dorf Marwahin flohen, als die Israelis ihnen befohlen hatten, ihre Häuser zu verlassen - um sie anschließend vom Helikopter aus abzuschlachten. Das geschah 2006 im Libanonkrieg. Bei diesem und anderen israelischen Luftschlägen während der Libanoninvasion 2006 starben insgesamt 1000 Libanesen, fast alles Zivilisten.

Ausgesprochen erstaunlich, dass so viele westliche Führer - Präsidenten und Premierminister - und ich fürchte auch viele Redakteure und Journalisten, der alten Lügen aufsitzen, Israel gäbe sich große Mühe, zivile Opfer zu vermeiden. Wiedereinmal erklärte uns ein israelischer Botschafter: “Israel tut alles, was möglich ist, um zivile Opfer zu vermeiden”. Er sagte es wenige Stunden vor dem Massaker in Gaza. Jeder Präsident und jeder Kanzler, der diese Lüge wiederholte - sie ist eine Entschuldigung, um einen Waffenstillstand zu vermeiden -, hat das Blut des Massakers der letzten Nacht an seinen Händen.

Hätte George Bush 48 Stunden zuvor den Mut aufgebracht, einen sofortigen Waffenstillstand zu fordern, die 40 Zivilisten - alte Leute, Frauen und Kinder - wären noch am Leben.

Was hier passiert, ist mehr als nur beschämend. Es ist eine Schande. Ist der Begriff ‘Kriegsverbrechen’ zu hoch gegriffen? Hätte die Hamas dieses Greuel verübt, würden wir von Kriegsverbrechen sprechen. Ja, es war ein Kriegsverbrechen, leider. Nachdem ich über so viele Massenmorde durch die Armeen des Nahen und Mittleren Ostens berichtet habe - begangen von syrischen, jordanischen, irakischen, iranischen und israelischen Truppen - sollte ich eigentlich ein Zyniker sein. Israel behauptet, es kämpfe unseren Kampf gegen den “internationalen Terror”. Die Israelis behaupten, sie kämpften in Gaza für uns, für die westlichen Ideale, für unsere Sicherheit und unseren Schutz - und sie kämpften nach unseren Standards. Daher sind wir Komplizen des brutalen Gemetzels, das über Gaza gekommen ist.

Ich habe über Rechtfertigungen berichtet, die die Israelische Armee bei Greueln dieser Art in der Vergangenheit anführte. In den nächsten Stunden könnten diese Entschuldigungen erneut hervorgekramt werden. Daher nenne ich schon jetzt einige: Die Palästinenser würden ihre eigenen Flüchtlinge töten, wird es heißen; die Palästinenser würden Tote ausgraben und in die Ruinen legen; die Schuld liege letztendlich bei den Palästinensern, weil sie eine bewaffnete Gruppe unterstützten; bewaffnete Palästinenser würden bewusst unschuldige Flüchtlinge als Deckung missbrauchen.

Das Massaker von Sabra und Schatila wurde von Israel rechtsgerichteten Verbündeten - den Falangisten - ausgeführt, während israelische Truppen 48 Stunden lang zusahen und nichts unternahmen. Das wurde selbst durch eine israelische Untersuchungskommission (die Kahane-Kommission) festgestellt. Als man Israel die Schuld gab, beschuldigte die damalige israelische Regierung unter Menachem Begin ihrerseits die Welt der Schmähung. 1996 feuerte die israelische Artillerie Granaten auf eine UNO-Basis in Kana. Die Israelis behaupteten, auch Hisbollah-Kämpfer hätten in der Basis Schutz gesucht. Es war eine Lüge. Als im Libanonkrieg 2006 über 1000 Menschen starben, lastete man es einfach der Hisbollah an. Der Konflikt wurde ausgelöst, als zwei israelische Soldaten an der Grenze durch die Hisbollah entführt wurden.

Bei einem anderen Massaker in Kana behauptete Israel, die toten Kinder seien aus einem Friedhof ausgegraben worden. Auch das war eine Lüge. Das Massaker in der libanesischen Ortschaft Marwahin wurde niemals gerechtfertigt. Die Menschen des Dorfes waren aufgefordert worden, zu fliehen. Als sie die Anordnung der Israelis befolgten, wurden sie aus der Luft durch ein israelisches Kampflugzeug angegriffen. Die Flüchtlinge hielten ihren Lastwagen an und stellten ihre Kinder rund um das Fahrzeug, mit dem sie geflohen haben, um den israelischen Piloten zu zeigen, dass es sich um unschuldige Menschen handelte. Die israelischen Helikopter mähten sie aus kurzer Distanz nieder. Nur zwei Menschen überlebten - weil sie sich tot stellten. Israel hat sich noch nicht einmal entschuldigt.

12 Jahre zuvor griff ein israelischer Helikopter (im Libanon) eine Ambulanz an, die Zivilisten aus einem Nachbardorf abholte. Auch in diesem Fall hatte Israel die Flucht angeordnet. Bei diesem Vorfall starben 3 Kinder und 2 Frauen. Die Israelis behaupteten, ein Hisbollah-Kämpfer hätte sich in der Ambulanz versteckt. Dies erwies sich als falsch. Über all diese Greueltaten habe ich berichtet. Ich habe sie alle untersucht und mit den Überlebenden gesprochen. Mehrere meiner Kollegen taten ebenso. Unser Schicksal ist es, mit dem schlimmsten aller Etiketten belegt zu werden: Wir wurden beschuldigt, Antisemiten zu sein.

Das Folgende schreibe ich, ohne den geringsten Zweifel, dass es so kommen wird: Wir werden (im Falle Gaza) alle diese skandalösen Konstrukte erneut hören. Sie werden lügen, die Hamas sei an allem schuld. Der Himmel weiß, es gibt wirklich genug, dessen man die Hamas beschuldigen könnte, aber nicht für dieses Verbrechen. Wir werden die Lüge von den aus den Friedhöfen ausgegrabenen Leichen zu hören bekommen und mit großer Sicherheit die Lüge, dass Hamas in der bombardierten UN-Schule war. Und ziemlich sicher wird auch wieder die Antisemitismus-Lüge auf den Tisch kommen. Unsere Führer werden unruhig hin- und herrutschen und die Welt daran gemahnen, dass die Hamas als Erste den Waffenstillstand gebrochen hätten. Stimmt nicht. Israel hat ihn am 4. November gebrochen, als es Gaza bombardierte und dabei 6 Palästinenser tötete sowie am 17. November, als bei einem weiteren israelischen Bombardement 4 Palästinenser starben.

Stimmt, Israel hat das Recht auf Sicherheit. 20 getötete Israelis in den letzten 10 Jahren ist eine dunkle Ziffer. Aber 600 getötete Palästinenser in nur einer Woche und Tausende getötete Palästinenser seit 1948 - das ist eine ganz andere Dimension. Die Massaker begannen 1948 mit dem Massaker von Deir Yassin. Diese Tat half, eine Massenflucht der Palästinenser von jenem Palästinensergebieten auszulösen, die israelisch werden sollten.

Das alles erinnert nicht an das ‘normale’ Blutvergießen’ in dieser Region, vielmehr an die Greuel der Balkankriege in den 90gern. Und sollte ein Araber einmal seinem Zorn freien Lauf lassen und seiner blinden, aufrührerischen Wut gegen den Westen in die Tat umsetzen, werden wir sagen: “Was hat das mit uns zu tun? Nichts. Warum hassen sie uns?” Aber sagen wir nicht, dass wir die Antwort nicht kennen.

Januar 7, 2009 — orientbruecke
Orginalartikel: Why do they hate the West so much, we will ask?
Übersetzt von: Andrea Noll

Dienstag, 6. Januar 2009

Für alle, die glauben, Israel würde zivile Opfer vermeiden wollen!

Israel hatte bereits seit sechs Monaten diese Aggression geplant und zivile Opfer sind das Hauptziel. Ein Darstellung der aktuellen Lage in Gaza im historischen Kontext. (English)
Von Michel Chossudovsky, kanadischer Professor der Wirtschaftswissenschaften an der Universität Ottawa, Sohn des jüdisch-russischen Wirtschaftswissenschaftlers und UN-Diplomaten Evgeny Chossudovsky. (wikipedia)

Sonntag, 4. Januar 2009

Norman Gary Finkelstein on gaza crises

http://www.youtube.com/watch?v=_171PImuOl4&eurl=http://www.zmag.org/zvideo/2961

Ilan Pappe: Israels rechtschaffene Wut und ihre Opfer in Gaza

Ilan Pappe hat einen Lehrstuhl im Department of History an der University of Exeter inne.
Englisches Original: http://www.zmag.org/znet/viewArticle/20151

Der Besuch meiner Heimat Galiläa fiel mit dem völkermörderischen Angriff Israels auf Gaza zusammen. Der Staat verbreitete sich über seine Medien und mithilfe seiner Akademiker einstimmig – und lauter sogar als während des verbrecherischen Angriffs auf den Libanon im Sommer 2006. Wieder schäumt Israel vor rechtschaffener Wut, die sich als zerstörerische Politik im Gazastreifen entlädt. Diese schreckliche Selbstgerechtigkeit ist wegen ihrer Unmenschlichkeit und Straflosigkeit nicht einfach nur ärgerlich. Vielmehr lohnt es, bei dem Thema zu verweilen, wenn man denn die internationale Ungerührtheit angesichts des Gemetzels in Gaza verstehen will.

Die Ungerührtheit gründet zuerst und vor allem auf reinen Lügen und einem Neusprech, der an die dunklen Tage Europas in den dreißiger Jahren erinnert. Alle halbe Stunde nennt eine Meldung im Radio und im Fernsehen die Opfer in Gaza Terroristen und ihre Abschlachtung durch Israel einen Akt der Selbstverteidigung. Israel präsentiert sich seinem eigenen Volk als rechtschaffenes Opfer, das sich gegen ein großes Übel verteidigt. Die akademische Welt wird herangezogen, um zu erklären, wie dämonisch und monströs der palestinensische Kampf ist, wenn er von der Hamas geführt wird. Das sind die gleichen Wissenschaftler, die einst den verstorbenen Palestinenserführer Yasser Arafat dämonisiert und seine Fatah-Bewegung während der zweiten Intifada herunter gemacht haben.

Aber die Lügen und verzerrten Darstellungen sind nicht das schlimmste. Am meisten erzürnt der direkte Angriff auf die letzten Überreste von Menschlichkeit und Würde des palestinensischen Volkes. Die Palestinenser in Israel haben ihre Solidarität mit der Bevölkerung von Gaza gezeigt. Nun werden sie als fünfte Kolonne im Jüdischen Staat gebrandmarkt; ihr Recht, in der Heimat zu bleiben, wird wegen mangelnder Unterstützung für die israelische Aggression in Frage gestellt. Diejenigen unter ihnen, die einverstanden sind – zu Unrecht, wie ich meine – in den örtlichen Medien zu erscheinen, werden verhört, nicht interviewt, so, als ob sie Insassen des Shin-Beth-Gefängnisses wären. Ihr Erscheinen wird von erniedrigenden rassistischen Bemerkungen umgerahmt, und sie werden beschuldigt, eine fünfte Kolonne zu sein, ein irrationales fanatisches Volk. Und das ist noch nicht einmal die übelste Praxis. Es gibt einige Palästinenserkinder aus den besetzten Gebieten, die in israelischen Krankenhäusern eine Krebstherapie machen. Gott weiß, was für einen Preis ihre Familien für die Einweisung haben zahlen müssen. Der israelische Rundfunk geht täglich ins Krankenhaus und fordert von den armen Eltern ab, dem israelischen Publikum zu erklären, wie recht Israel doch mit seinem Angriff habe, und wie böse die Hamas in ihrer Verteidigung sei.

Die Heuchelei, die sich aus rechtschaffener Wut speist, kennt keine Grenzen. Der Diskurs der Generäle und Politiker bewegt sich erratisch zwischen Komplimenten für die Menschlichkeit, die die Armee bei ihren chirurgischen Eingriffen zeigt, einerseits, und der Notwendigkeit, Gaza ein für alle mal – auf humane Weise natürlich – zu zerstören, andererseits.

Die rechtschaffene Wut ist ein beständiges Phänomen in der israelischen, und davor in der zionistischen Aneignung Palästinas. Jeder Akt, ob es nun ethnische Säuberungen waren, Besetzung, Massaker oder Zerstörung, wurde als moralisch gerecht und als reiner Akt der Selbstverteidigung dargestellt, widerwillig von Israel vorgenommen gegen die übelste Art menschlicher Wesen. In seinem ausgezeichneten Band The Returns of Zionism: Myths, Politics and Scholarship in Israel erforscht Gabi Piterberg die ideologischen Ursprünge und die historische Weiterentwicklung dieser rechtschaffenen Wut. Heutzutage kann man in Israel, von der Linken bis zur Rechten, von Likud bis Kadima, von der akademischen Welt bis zu den Medien diese rechtschaffene Wut eines Staates vernehmen, der mehr als jeder andere Staat auf der Welt damit beschäftigt ist, eine eingeborene Bevölkerung zu zerstören und zu enteignen.

Es ist von zentraler Bedeutung, die ideologischen Ursprünge dieser Einstellung zu erforschen und die notwendigen politischen Schlüsse aus ihrer Vorherrschaft zu ziehen. Diese rechtschaffene Wut schirmt Gesellschaft und Politiker in Israel von jedwedem äußeren Vorwurf ab, von jeder Kritik. Doch weit schlimmer: Immer wird sie in zerstörerische Politik gegen die Palästinenser umgesetzt. Ohne einen internen Mechanismus der Kritik und ohne Druck von außen wird jeder Palästinenser zu einem möglichen Ziel dieser Wut. Berücksichtigt man die militärische Stärke des Jüdischen Staates, so mündet dies unvermeidlich in noch massiverem Morden, Massakern und ethnischen Säuberungen.

Die Selbstgerechtigkeit ist ein starker Akt der Selbstverleugnung und Rechtfertigung. Sie erklärt, warum die israelisch-jüdische Gesellschaft weder durch Worte der Weisheit, noch durch logische Argumentation oder diplomatischen Dialog erschüttert werden kann. Und wenn man nicht Gewalt als Mittel dagegen einsetzen will, bleibt nur ein Weg nach vorn: Die Selbstgerechtigkeit herauszufordern als das, was sie ist: eine üble Ideologie, die als Deckmantel für menschliche Grausamkeiten dient. Ein anderer Name für diese Ideologie ist Zionismus. Und internationale Ächtung des Zionismus, nicht nur der spezifisch israelischen Politik, ist der einzige Weg, dieser Selbstgerechtigkeit zu begegnen. Wir müssen versuchen, nicht nur der Welt, sondern auch den Israelis selbst zu erklären, daß Zionismus eine Ideologie ist, die ethnische Säuberungen, Besatzung und jetzt auch massive Massaker gutheißt. Nicht nur einer Verurteilung des gegenwärtigen Massakers bedarf es jetzt, sondern auch einer Delegitimierung der Ideologie, die diese Politik hervorgebracht hat und sie moralisch und politisch rechtfertigt. Laßt uns hoffen, daß bedeutende Stimmen auf der Welt dem Jüdischen Staat sagen: Diese Ideologie und das allgemeine Verhalten des Staates sind nicht hinnehmbar, und solange sie bestehen bleiben, wird Israel boykottiert und Sanktionen unterworfen.

Ich bin allerdings nicht naiv. Ich weiß, daß sogar die Ermordung Hunderter unschuldiger Palestinenser nicht ausreichen wird, einen solchen Wandel in der westlichen öffentlichen Meinung hervorzurufen; es ist geradezu noch unwahrscheinlicher, daß die in Gaza verübten Verbrechen die europäischen Regierungen dazu veranlassen werden, ihre Politik gegenüber Israel zu ändern.

Und doch dürfen wir nicht zulassen, daß 2009 auch nur wieder ein weiteres Jahr sein soll, nicht so bedeutsam wie 2008, das Jahr der Erinnerung an die Nakba, das aber unser aller große Hoffnung in einen dramatischen Wandel der Einstellung der westlichen Welt zu Palästina und den Palästinensern enttäuscht hat.

Selbst die schrecklichsten Verbrechen, wie der Völkermord in Gaza, werden offenbar als einzelne Ereignisse behandelt, unverbunden mit irgendwelchen Situationen aus der Vergangenheit und ohne Bezug zu einer Ideologie oder einem System. In diesem neuen Jahr müssen wir versuchen, das Augenmerk der öffentlichen Meinung auf die Geschichte Palästinas und die Übel der zionistischen Ideologie zu lenken: als bestes Mittel dafür, sowohl völkermörderische Handlungen wie die jetzigen in Gaza zu erklären, als auch als Weg, um schlimmeren Dingen vorzubeugen.

Im akademischen Bereich ist dies bereits geschehen. Unsere Hauptherausforderung ist, den Zusammenhang der zionistischen Ideologie und der vergangenen Zerstörungspolitik mit der jetzigen Krise zu erklären. Das mag gerade dann leichter gelingen, wenn – unter den fürchterlichsten Umständen – die Aufmerksamkeit der Welt wieder einmal auf Palästina gerichtet ist. In Zeiten, in denen die Lage ruhiger und weniger dramatisch ist, wäre es schwieriger. In solch „entspannten“ Momenten würde die kurze Aufmerksamkeitsspanne der westlichen Medien wieder einmal die palästinensische Tragödie an den Rand drängen und vernachlässigen, entweder aufgrund schrecklicher Völkermorde in Afrika oder einer Wirtschaftskrise und ökologischer Weltuntergangsszenarien im Rest der Welt. Auch wenn die westlichen Medien nicht gerade an geschichtlicher Aufarbeitung interessiert sind, ermöglicht doch nur eine historische Bewertung, die Größe der über die letzten 60 Jahre am palästinensischen Volk verübten Verbrechen ans Licht zu bringen. Daher ist es die Aufgabe aktivistischer Akademiker und alternativer Medien, auf diesem historischen Zusammenhang zu bestehen. Die Aktivisten sollten nicht von der Aufklärung der Öffentlichkeit Abstand nehmen und hoffentlich sogar die gewissenhafteren Politiker dahin gehend beeinflussen, daß sie die Ereignisse in einem größeren geschichtlichen Zusammenhang sehen.

Entsprechend könnten wir einen populären – im Gegensatz zum abgehobenen akademischen – Weg finden zu verdeutlichen, daß Israels Politik in den letzten 60 Jahren von einer rassistischen Hegemonialideologie namens Zionismus herrührt, geschützt durch endlose Schichten rechtschaffener Wut. Trotz der voraussehbaren Beschuldigung als Antisemiten, und was weiß nicht noch alles, ist es an der Zeit, im öffentlichen Verständnis die zionistische Ideologie mit den inzwischen bekannten historischen Meilensteinen des Landes zu verbinden: mit der ethnische Säuberung von 1948, der Unterdrückung der Palestinenser in Israel zur Zeit der Militärregierung, der brutalen Besetzung der Westbank, und nun mit dem Massaker von Gaza. Genauso wie die Apartheidsideologie die Unterdrückungspolitik der südafrikanischen Regierung erklärte, erlaubte es diese Ideologie – in ihrer allgemeinsten und simpelsten Form – allen israelischen Regierungen in Vergangenheit und Gegenwart, die Palästinenser zu entmenschlichen, wo auch immer sie sind, und ihre Vernichtung anzustreben. Die Mittel dazu änderten sich von Zeit zu Zeit, von Ort zu Ort, wie auch die Erzählungen, um diese Grausamkeiten zu verbergen. Aber das vorliegende klare Muster darf nicht nur im Elfenbeinturm diskutiert werden, sondern muß Teil des politischen Diskurses über die aktuelle Wirklichkeit im Palästina von heute werden.

Einige von uns, namentlich solche, die sich der Gerechtigkeit und dem Frieden in Palästina verschrieben haben, weichen, ohne es zu bemerken, dieser Debatte aus, indem sie sich – und das ist verständlich – auf die besetzten Gebiete Palästinas konzentrieren – das Westjordanland und den Gazastreifen. Gegen die kriminelle Politik dort zu kämpfen ist eine drängende Aufgabe. Aber dies sollte nicht die Botschaft vermitteln, die sich die im Westen herrschenden Mächte auf einen Wink Israels hin gern zueigen machen: Palästina sei nur das Westjordanland und der Gazastreifen, und Palästinenser seien nur die Leute, die in diesen Landstrichen leben. Wir sollten die Darstellung Palästinas geographisch und demographisch erweitern, indem wir den historischen Bericht über die Ereignisse von 1948 und die anschließende Zeit liefern und gleiche Menschen- und Bürgerrechte für alle Leute verlangen, die in dem lebten oder leben, was jetzt Israel und die besetzten Gebiete sind.

Indem wir die Ideologie des Zionismus und die Politik der Vergangenheit mit den gegenwärtigen Grausamkeiten verbinden, werden wir imstande sein, eine klare und logische Erklärung für die Boykott-, Desinvestions- und Sanktionskampagne zu liefern. Die gewaltlose Herausforderung eines selbstgerechten ideologischen Staates, der sich, unterstützt von einer schweigenden Welt, herausnimmt, die eingeborene Bevölkerung Palästinas zu enteignen und zu zerstören, ist eine gerechte und moralische Sache. Sie ist ein wirksamer Weg, sowohl die öffentliche Meinung gegen die gegenwärtige völkermörderische Politik in Gaza zu wappnen, als auch, hoffentlich, ein Weg, der zukünftige Grausamkeiten verhindert. Vor allem aber wird diese Herausforderung die Blase der selbstgerechten rechtschaffenen Wut aufstechen, die die Palästinenser erstickt, wann immer sie sich bläht. Die Herausforderung wird helfen, die westliche Ungerührtheit angesichts der Straflosigkeit israelischen Handelns zu beenden. Ohne diese Ungerührtheit werden hoffentlich immer mehr Leute in Israel anfangen, die wahre Natur der in ihrem Namen verübten Verbrechen zu erkennen, und ihre Wut dürfte sich gegen die richten, die sie und die Palästinenser in diesem unnötigen Teufelskreis von Blutvergießen und Gewalt gefangen halten.

Aus dem Englischen übersetzt von Bernd Rosenlecher und T:I:S, 6. Januar 2009
URL dieses Beitrags: http://www.steinbergrecherche.com/09selbstgerechtigkeit.htm#pappe

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